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LK OHV zieht nach 1 Jahr Krieg in der Ukraine Bilanz

Am 24. Februar jährt sich der brutale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zum ersten Mal. Zwölf Monate lang leben die Menschen in dem Land mitten in Europa nun schon mit Bombenhagel, Zerstörung und in ständiger Angst. Schutz vor dem Krieg und seinen Auswirkungen haben viele von ihnen in Deutschland, so auch in Oberhavel, gesucht. Nach einem Jahr zieht der Landkreis jetzt Bilanz.


„Wie alle anderen auch, hat uns der russische Angriff auf die Ukraine im Februar vergangenen Jahres überrascht. Die Menschen aus der Ukraine kamen bereits wenige Tage danach direkt bei uns in Oberhavel an. Oberste Priorität hatte daher im März und April, die Menschen gut und sicher unterzubringen“, erklärt Sozialdezernent Matthias Kahl. „Dabei hat uns die Hilfe aus der Bevölkerung in Oberhavel, die sich über Monate erstreckte und noch bis heute anhält, unglaublich geholfen. Schnell hatten sich fast überall Hilfsinitiativen gebildet und viele Leute haben den Geflüchteten Wohnraum angeboten. Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer konnten dadurch privat unterkommen. Rückblickend hätten wir die Menschen – oft Mütter mit ihren Kindern – ohne diese Unterstützung nicht so schnell und gut versorgen können. Wir sind daher sehr stolz darauf, wie solidarisch sich die Bürgerinnen und Bürger in Oberhavel engagiert haben und sagen heute noch einmal ein ganz großes Dankeschön an alle, die dabei mitgeholfen haben!“


Bewährt hat sich dabei der in der Mittelstraße eingerichtete Servicepunkt Migration. Denn hier laufen alle Fäden zusammen. Von den finanziellen Leistungen über das Aufenthaltsrecht bis zur Einbürgerung liegt alles in einer Hand. Das war 2015 noch anders. „Daraus haben wir gelernt und unsere Schlüsse gezogen. Mit unserem neuen kompakten Service haben wir inzwischen sehr gute Erfahrungen gemacht und können unseren umfassenden Aufgaben jetzt viel besser gerecht werden“, bilanziert Michael Küster, Leiter des Servicepunktes für Migration.

 

Um dem Ansturm an Aufnahmewünschen in Oberhavel gerecht zu werden, hatte Oberhavel zusätzlich – als einer der ersten Landkreise in Brandenburg – eine extra Telefonhotline eingerichtet. Zugleich wurden die Sprechzeiten im Migrationspunkt deutlich ausgeweitet und zusätzliche Mitarbeitende eingesetzt – auch am Wochenende. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben während dieser Zeit wirklich Enormes geleistet – und zwar weit über die normalen Dienstzeiten hinaus. Sie haben ihre Arbeit mit großem Engagement und vor allem mit viel Empathie erledigt. Nur dadurch hat die Unterbringung der vielen Geflüchteten in Oberhavel gut und relativ reibungslos geklappt. Auch ihnen sagen wir noch einmal: Vielen Dank!“


Neben der Unterbringung waren die finanzielle Grundversorgung der Geflüchteten und die offizielle Registrierung wesentliche Aufgaben des Servicepunktes für Migration. Um die Belastungen für die vor dem Krieg geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainer dabei so gering wie möglich zu halten, hatte Brandenburgs Innenministerium ein vereinfachtes Verfahren für die Registrierung geschaffen. Ukrainische Staatsangehörige mussten nicht umständlich in die Zentrale Ausländerbehörde nach Eisenhüttenstatt fahren, sondern konnten sofort vor Ort registriert werden. Das heißt: Wer in Oberhavel ankam, konnte auch hierbleiben. Damit die Verständigung im Migrationspunkt gut klappt, haben Übersetzerinnen und Übersetzer ehrenamtlich unterstützt. Zugleich hat die Volkshochschule Oberhavel schnell zusätzliche Deutschkurse ins Angebot aufgenommen.


Sozialdezernent Matthias Kahl bilanziert: „Nach wie vor weiß niemand von uns, wie lange der Krieg in der Ukraine noch dauern wird und wann die geflüchteten Menschen wieder zurück in ihre Heimat reisen können. Umso wichtiger ist es, dass wir auch weiter alles daransetzen, sie hier bei uns gut aufzunehmen und ihnen eine Perspektive für ihre Zukunft zu bieten. Ich bin dankbar, dass wir dafür hier in Oberhavel gemeinsam einstehen – und auch in unserem Nachbarland Polen!“ Denn noch im Februar 2022 hatte der Landkreis einen Soforthilfefonds aufgelegt. Damit konnten Hilfsgüter wie Stromaggregate, Liegen, Schlafsäcke und Decken gekauft und in Oberhavels polnische Partnerkreise, wo ebenfalls viele aus der Ukraine geflüchtete Menschen ankamen, gebracht werden.


Oberhavel selbst hat im Jahr 2022 insgesamt rund 3.000 Menschen aus anderen Ländern aufgenommen, darunter etwa 2.800 Ukrainerinnen und Ukrainer. Mehr als 1.900 von ihnen haben inzwischen einen Aufenthaltstitel erhalten, etwa 500 sind schulpflichtige Kinder und Jugendliche. Knapp 900 Menschen sind im Bundesgebiet weitergereist, in andere Länder umgezogen oder wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.


Landkreis erwartet auch für 2023 viele Flüchtlinge
Auch für das Jahr 2023 steht Oberhavel vor großen Herausforderungen, wenn es um die Aufnahme geflüchteter Menschen geht. Die aktuelle Prognose des Landes Brandenburg geht davon aus, dass von unserem Landkreis fast 2.400 Geflüchtete neu aufgenommen werden müssen. Nur etwa 700 von ihnen – so die Annahme des Landes – werden aus der Ukraine kommen. In den Jahren 2020 und 2021 hatte Oberhavel durchschnittlich knapp 360 Personen aufgenommen.


„Schon dieser Unterschied zeigt, wie angespannt die Situation ist. Vor allem die Frage, wo die geflüchteten Menschen wohnen können, bereitet uns Sorge. Denn die Kapazitäten in den Unterkünften unseres Landkreises sind schon jetzt weitgehend ausgeschöpft. Das wird sich in absehbarer Zeit wohl auch nicht verbessern“, sagt Matthias Kahl. Deshalb errichtet der Landkreis aktuell an zwei Standorten zusätzliche Unterkünfte.


In Oranienburg wird der schon bestehende Standort in der Dr.-Heinrich-Byk-Straße ergänzt. Die Gebäude, die in Modulbauweise errichtet werden, stehen bereits. Der Innenausbau wird voraussichtlich zum April beendet sein. Auch in Oberkrämer im Ortsteil Marwitz werden neue Wohngebäude errichtet. Ein Beginn der Bauarbeiten ist für dieses Frühjahr geplant, die Fertigstellung bis Ende 2024. An den beiden Standorten können künftig insgesamt mehr als 350 weitere Menschen untergebracht werden.


Klar ist schon jetzt: Das wird nicht ausreichen, um alle vom Land angekündigten Flüchtlinge aufzunehmen. Landrat Alexander Tönnies ist deshalb weiter mit der Bürgermeisterin, den Bürgermeistern und dem Amtsdirektor in Oberhavel im Gespräch, um zusätzliche Möglichkeiten für die Unterbringung von Flüchtlingen zu finden. Selbstverständlich prüft auch der Landkreis weitere Angebote. Neben Wohnraum werden auch zusätzliche Kita- und Schulplätze, Integrationskurse und Sozialleistungen benötigt werden.

 

 

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